Geldanlage: Können Frauen es besser?

Geld ist ein Männerthema - darin sind sich die Geschlechter in der Regel einig. Aber es gibt dennoch das eine oder andere, was Männer bei der Geldanlage von ihren Frauen lernen könnten.


Sind Frauen die besseren Anleger?

In manchem Klischee steckt ein wahrer Kern. Studien zeigen: Frauen sind zurückhaltender bei der Geldanlage als Männer, sie sind weniger risikofreudig und halten sich für unwissender. Sie interessieren sich weniger für Finanzen und den Kapitalmarkt - dafür informieren sie sich gründlicher, wenn es um Geldfragen geht.
Frauen sind zwar häufig diejenigen, die im Tagesgeschäft die Rechnungen zahlen. Aber der Anteil der Frauen, die eine langfristige Finanzplanung selbst in die Hand nehmen, liegt gerade mal bei 23 Prozent. Dies belegt eine weltweite Studie der Schweizer UBS.

Frauen: Tatsächlich ratlos und planlos?

Nach einer AXA-Umfrage halten sich doppelt so viele Frauen wie Männer, nämlich 28% der Befragten, für komplett ratlos bei der Frage, mit welcher Geldanlage ihr Vermögen langfristig am besten aufgebaut werden kann.
Und eine Studie des Flossbach von Storch Research Institute zeigt: Nur jede fünfte Frau legt Geld in Aktien oder in Fonds an (im Gegensatz zu doppelt so vielen Männern).

Gründlich, überlegt, gut informiert

Frauen sind dafür deutlich gründlicher als Männer, wenn sie sich mit dem Thema Geldanlage beschäftigen.
Sie beobachten den Markt länger, machen sich Notizen und nutzen Musterdepots. Sie analysieren, holen sich professionellen Rat und nutzen alle Wege der Information und Unterstützung.
Das kostet Zeit, ist aber sinnvoll, solange sich aus der vielen gesammelten Information Vorsicht und keine Angst ergibt. Denn auf dieser Grundlage sind dann überlegte, sinnvolle Investmententscheidungen möglich.

Weniger wechselhaft

Ein zweiter Vorteil der weiblichen Zurückhaltung: Frauen schichten ihre Anlagen seltener um als Männer. Davon könnten die Männer sich eine Scheibe abschneiden, so die Generalbevollmächtigte der Direktbank Comdirect, Frauke Hegemann. Sie sagt: »Männer können von Frauen auf jeden Fall lernen, ruhiger zu agieren – auch in stürmischen Zeiten. Frauen agieren an der Börse nämlich häufig viel langfristiger, streuen ihr Risiko breiter und bleiben ihrer Strategie eher treu.«
Im Gegensatz dazu handeln männliche Anleger impulsiv, wollen beispielsweise aus steigenden Kursen noch mehr Gewinn schlagen. Diese Impulsivität kostet Geld und Energie.

Geduld und langer Atem

Frauen beweisen größere Geduld und längeren Atem. Sie handeln weniger Wertpapiere als männliche Anleger, sparen damit sowohl die Kauf- als auch die Verkaufsgebühren. Verluste gleichen sie oft aus, indem sie ausharren und so temporäre Kursrückschläge einfach aussitzen.
Frauen bevorzugen Fonds gegenüber Einzelaktien und streuen so ihr Risiko stärker über verschiedene Aktien.

Gewohnheiten sterben schwer

Aber trotz der anhaltend niedrigen Zinsen stecken viele Frauen ihr Geld immer noch am liebsten in Sparbücher. Jede dritte befragte Frau würde beispielsweise ein Sparbuch anlegen, wenn sie zur Geburt eines Enkelkindes 18 Jahre lang monatlich 100 Euro zurücklegen wollte. Dasselbe täte nur jeder sechste Mann.

Der blinde Fleck »Finanzen«

Finanzexperten sind sich einig: Frauen wären gut darin beraten, sich mit dem Finanzthema zu beschäftigen und für ihr Alter vorzusorgen, und das besser früh als zu spät. Da Frauen immer noch weniger verdienen als Männer, fehlt ihnen entsprechend beim Eintritt ins Rentenalter eine Menge Geld. Im Schnitt reicht weibliches Erspartes sechs Jahre weniger, obwohl ihre Lebenserwartung um drei bis fünf Jahre höher liegt als die der Männer.

Mein Mann macht das für mich

Aber in den meisten Fällen überlassen Frauen das ungeliebte Finanzthema ihren Männern - nur 19% kümmern sich gleichberechtigt um ihre Geldanlagen.
Auch die jungen Frauen handeln wie ihre Mütter und Großmütter. Die weiblichen Millenials (20-40 Jahre alt) verlassen sich hierin sogar noch etwas mehr auf ihre Partner als die ältere Generation.
Das kann ein teurer Fehler sein, wie eine der Mitautorinnen der UBS-Studie bemerkt.

Späte Reue

Die Kontrolle über ihre Finanzen übernehmen viele Frauen erst im Notfall - nach einer Scheidung oder wenn der Partner krank wird oder stirbt. In solch einer Situation entsteht dann oft die komplette Überlastung. Wer sich früh genug mit dem Thema angefreundet hat, hat es jetzt leichter.

Frauen sind eine attraktive Zielgruppe

Das haben Vermögensverwalter längst erkannt. Immer mehr Frauen verdienen in ihren Jobs gutes Geld. Und Frauen sind Erbinnen. Die UBS rechnet damit, dass in den nächsten Jahrzehnten Vermögen im Wert von 30 Milliarden Dollar in weibliche Hände vererbt werden.

Frauen: Investiert!

Sallie Krawcheck, ehemalige Chefin der Vermögensverwaltung bei der Bank of America, ermutigt Frauen in den USA schon seit Jahren zum Investieren.
Sie sagt: „86 Prozent der Vermögensverwalter sind Männer, mit einem durchschnittlichen Alter von über 50.« Das schrecke viele Frauen ab, weil sie sich nicht widergespiegelt und verstanden sähen.